Die Alsdorfer Eisenhütte

(recherchiert und aufgeschrieben von Erich Vierbuchen)

Die 1471 erwähnte Hütte stand etwas abseits vom damaligen Ortskern an der Heller auf dem Gelände des späteren Sägewerks Wertmann, dem sogenannten Hüttenplatz. Die heute noch sichtbare Mauer zur Kirchstraße hin ist von der Hütte übriggeblieben. Die Hütte war in Privatbesitz und hatte eine Hüttenreise von 60 Tagen.

Die Ansbacher Markgrafen hatten nach Übernahme der Grafschaft Sayn – Altenkirchen 1741 das Wirtschaftsleben hier nachhaltig gefördert. Sie erließen 1742 eine Hütten- und Bergordnung und 1742 Haubergsordnungen, durch die eine weiter fortschreitende Waldverwüstung verhindert wurde. 1760 hoben sie die selbstständige Beschaffung des Eisensteins und der Holzkohle durch jeden Hüttengewerken, eine Eigenheit der Saynischen Hüttengewerken, auf.

In unmittelbarer Nachbarschaft zur Hütte stand die herrschaftliche Mühle, die ihr Wasser aus dem Zulaufgraben zur Hütte erhielt. Diese Mühle gab der Markgraf von Ansbach 1783 der Alsdorfer Hüttengewerkschaft in Erbpacht. In der Folgezeit scheint es dann hin und wieder zu Schwierigkeiten wegen des Wassers gekommen zu sein, wie sich aus einer Eingabe der Hüttengewerken vom 26.2.1785 ergibt. Die Gewerken stellten darin fest, dass der Hütteninteressent dadurch Schaden leidet, „weil er bei geringeren Aufschlagwassern nicht eine so hohe Quantität Eisen hütten kann, als wenn das vorrätige Wasser ganz auf die Eisenhütte gewendet werden könnte“.

Nach einer Zusammenstellung von Bergrat Ernst Christoph Reusch aus dem Jahre 1769 wurden von den Hütten des damaligen Amtes Freusburg insgesamt 2.374 Wagen Eisenstein, angeliefert von 27 Gruben, verhüttet. Die Alsdorfer Hütte verarbeitete davon 493 Wagen. Den Wagen zu 40 Ztr. Gerechnet sind das 19.720 Ztr. Bei einer Ausbeute von ca. 33% betrug die Erzeugung in dieser Kampagne 6.500 Ztr Roheisen (20 Ztr = 1t).

Im Jahre 1800 erzeugte die Hütte aus 20.440 Ztr Eisenstein 4.750 Ztr Roheisen, 1.200 Ztr Rohstahleisen und 170 Ztr Wascheisen. Der Erlös betrug 11.426 Reichstaler. Dem standen Ausgaben für den Kauf des Eisensteins, der Holzkohle, für Arbeitslohn, Gestell- und Baukosten, Wasser- und Hüttenzins, sowie Zinsen vom Betriebskapital in Höhe von 10.913 Reichstalern gegenüber, so dass ein Reinerlös von insgesamt 513 Reichstalern, bzw. 6 Reichstaler je Hüttentag erwirtschaftet worden war.

Der niedrige Gewinn ist auch darauf zurückzuführen, dass der Kapitalwert eines Hüttentages, der auf der Alsdorfer Hütte mit 800 bis 1.000 Gilden angesetzt wurde, zu hoch war. Bei den Hütten das Amtes Friedewald lag dieser Wert im gleichen Zeitraum bei 100 Reichstalern. Um 1750 konnte man den Hüttentag noch für 50 Reichstaler kaufen. Andrerseits war der niedrige Gewinn des Jahres 1800 auch bezeichnend für den Zustand der Saynischen Hüttenindustrie. In einer Schrift über die Eisen- und Stahlerzeugung in den Ländern zwischen Lahn und Lippe erklärt Friedrich August Eversmann die geringe Ausbeute des eingesetzten Eisensteins zwischen 30% und 35% u.a. mit dem mangelnden Wissen der Gewerken, dem Festhalten an alten, eingefahrenen Gewohnheiten, der mangelnden Technik, und lässt „vernünftige Gewerken, wie einen Hüttenschultheiß Helferich Bender aus Alsdorf u.a. gestehen, dass sie ihren Vorteil lediglich der wohltätigen Natur zu danken haben, die ihnen einen herrlichen Stein gegeben hat, und dass sie alle zu Grunde gehen müssten, wenn sie sich auf die Einrichtung ihres Hüttenbetriebes verlassen sollten. 

Nach Aufhebung des Ausfuhrverbotes 1818 hatte die Alsdorfer Hütte einen Produktionsanstieg zu verzeichnen. 1831 wurden ca. 8.077 Ztr Roheisen und 136 Ztr Wascheisen erzeugt.

Das erzeugte Roheisen ging überwiegend in die Osmundschmieden der ehemaligen Grafschaft Mark. Die Holzkohlen bezog die Hütte in der Hauptsache von den Meilern in Alsdorf. Hier gab und gibt es zwei Haubergsgenossenschaften: Alsberg und Arsberg. Meilerplätze in den Haubergen weisen auf die Köhlerbetriebe in den vergangenen Jahrhunderten hin. Holzkohlen kamen aber auch aus Sassenroth, Wallmenroth, Scheuerfeld, Dauersberg und Friedewald.

Die Alsdorfer Hütte wurde 1885 endgültig ausgeblasen. Die Gründe dafür waren überwiegend wirtschaftlicher Natur. Die Neu-Grünebacher Hütte lag entschieden günstiger zu der damals neu erbauten Eisenbahnstation Grünebach. Diese Hütte hatte nicht die hohen Anfuhrkosten die der Alsdorfer Hütte dadurch entstanden, dass sie sämtliches Material von Betzdorf nach Alsdorf mit Pferdefuhrwerken befördern lassen musste.

Noch in den 70-iger Jahren des letzten Jahrhunderts hatten die Gewerken eine Dampfmaschine angeschafft, um von der Wasserkraft unabhängig zu sein. Auch der Ofen war vergrößert worden.

Anfang der 80-iger Jahre wurde die Hütte von der Gewerkschaft an Louis Stauf aus Betzdorf verpachtet, der sie mit einigen Mitächtern ein oder zwei Jahre betrieben hat. Danach ist die Hütte nochmals für einige Jahre an die Gewerken Julius Weber aus Betzdorf und Ludwig Zöllner aus Alsdorf verpachtet gewesen.

Die Hauptgewerken der Alsdorfer Hütte waren die gleichen wie die der Neu-Grünebacher Hütte. Infolgedessen verloren sie das Interesse an einem weiteren Betrieb und legten die Alsdorfer Hütte still. Ab 1885 wurde das Gelände der Hütte von der Firma Peter Schmidt, Sägewerk, pachtweise genutzt. 1896/97 ging es in das Eigentum dieser Firma über.