Die Alsdorfer Hütten
(recherchiert und aufgeschrieben von Erich Vierbuchen)
Johann Friedrich Lamprecht weist in seiner Beschreibung der Ämter Freusburg und Friedewald aus dem Jahre 1741 für die Gemeinde Alsdorf und Grünebach drei Eisenhütten und eine Kupferhütte nach. In den Karten aus den Jahren 1763 und 1788 sind diese Hütten auch vermerkt.
Die Wasserläufe der Heller, der Daade und des Steinerother Baches boten an ihren Unterläufen für die damalige Zeit ideale Standortbedingungen für diese Hütten. Um Michaelis (29.9.) angeblasen, konnten die Gewerken in aller Regel davon ausgehen, dass in den folgenden Monaten die Wasserstände der Bäche hoch genug waren für den Antrieb der Wasserräder zum Betrieb der Hütten. Wie wichtig das Wasser zum Betrieb der Hütten war, zeigt folgender Spruch aus der damaligen Zeit:
Ha mer kei Wasser, da trönken mer Wasser,
Ha mer awwer Wasser, da trönken mer Wein.“
Lediglich beim Betrieb der Alsdorfer Hütte gab es in dieser Beziehung hin und wieder Schwierigkeiten. Auf diese wird später eingegangen werden.
Noch bevor die obigen Hütten überhaupt urkundliche Erwähnung finden, wird 1456 Johann der „Hamersmyt“ (Hammerschmied) von Alsdorf als Schöffe des Gerichts zu Freusburg genannt.
Alsdorf war über Jahrhunderte vornehmlich seiner Hütten ein industrieller Schwerpunkt in der Grafschaft Sayn, bzw. im sogenannten Oberkreis Altenkirchen. Darüber hinaus war Alsdorf ein von jeher bedeutsamer Ort. 1743 versammelten sich hier die Schöffen der Ämter Freusburg und Friedewald, um das in diesen Ämtern seit alters her geltende Erbrecht niederzuschreiben. Diese Zusammenfassung wurde später unter der Bezeichnung „das „Lamprechtche Statut“ bekannt.
1741 zahlte Alsdorf 6 Reichstaler und 24 Albus Schatz (Steuer). Dies war ein hoher Betrag wenn man bedenkt, dass das Kirchspieldorf Kirchen nur 3 Reichtaler und 25 Albus zahlte. Ein Zeichen für die wirtschaftliche Bedeutung, die in der stetigen Zunahme der Bevölkerung ihren Ausdruck fand.
Nach Cramer war das Kirchspiel Kirchen „am besten kultiviert und bevölkert“. Die Untertanen schienen hier „von dem industriösen Geist der Nassau Siegenschen Nachbarschaft angesteckt, oder vielmehr angefeuert worden zu sein“. Ein Hauptzweig der Nahrung und des Verdienstes war das Berg- und Hüttenwesen, sowie der Eisenhandel. Gerade der Eisenhandel hatte durch seine Verbindung mit den benachbarten Ländern „auf die Verfeinerung der Sitten und auf die Erhellung der Begriffe einen merklichen Einfluss gehabt“.
Auch die von der Herzoglich Nassauischen Regierung in Ehrenbreitstein im Jahre 1812 abgestellte Untersuchung über die „topografischen und statischen“ Verhältnisse des Amtes Freusburg kam zu dem Ergebnis, dass die Einwohner der Orte der Kirchspiele Kirchen und Niederfischbach durch die bestehende Industrie und den Handel aufgeklärt und daher wohlhabender seien als die Bewohner der anderen Orte des Amtes.
1853 zählte Alsdorf 400 Einwohner, Betzdorf 3778. Das Gewerbesteueraufkommen des gleichen Jahres lag von den Gemeinden der ehemaligen Verbandsgemeinde Betzdorf in Alsdorf am höchsten. Die wirtschaftlich starke Stellung Alsdorfs bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts konnte Betzdorf erst nach dem Bau der Eisenbahn überflügeln.
Das heute unter Denkmalschutz stehende Hüttenschulzenhaus in Alsdorf, eines der schönsten Fachwerkhäuser der Umgebung, hält die Erinnerung an einen Industriezweig wach, der über viele Jahrhunderte den Menschen Arbeit und Brot gegeben hat und einer kleinen Schicht Wohlstand gebracht hat. Gleichsam als Zeuge dieser einst hier blühenden Hüttenindustrie und der Menschen, die mit ihr aufs engste verbunden waren, lässt es noch etwas von diesem Wohlstand vergangener Tage erahnen.