Die Geschichte der Schule in Alsdorf
(recherchiert und aufgeschrieben vom früheren Schulleiter Karl-Heinz Roth)
Die Geschichte der Alsdorfer Schulen
Seit dem Jahre 1815 existierte in Alsdorf eine katholische Elementarschule, allerdings ohne eigenes Schulgebäude. Hierzu sagt die 1908 begonnene Schulchronik von Alsdorf: „Bis zum Jahre 1866 war im hiesigen Ort kein Schulhaus vorhanden. Bis dahin diente als Schullokal ein größeres Zimmer der im Jahre 1903 abgebrannten alten Wirtschaft „Zum Kriegerdenkmal“.
Wo dieses Wirtshaus gestanden hat, darüber gehen die Meinungen auseinander. Aus den Schulakten der königlichen Regierung in Koblenz geht hervor, dass 1832 ein Johann Peter Bender für Miete des Schulraumes für den Zeitraum von einem Jahr und sechs Monaten von der Gemeinde 18 Taler verlangt hat. 1856 schreibt Lehrer Bach an die Schulaufsichtsbehörde: „Das Schulzimmer befindet sich im Hause eines Mannes, der Schank- und Gastwirtschaft, Bäckerei und Krämerei betreibt. Über dem Schulzimmer befindet sich ein größeres Zimmer, welches als Tanzstube, und ein kleines, welches bis jetzt als Backstube genutzt wurde. Das Gewerbe des Mannes bringt es mit sich, dass die Schule öfters gestört wird“. Als Hauseigentümer nennt Bach den Namen Stinner.
1854 wird berichtet, dass in dem Schulsaal an der Hellerstraße keine Lehrerdienstwohnung vorhanden war.
August Schmidt, ehemaliger Redakteur der Rhein-Zeitung, schreibt am 10.3.1966 in eine4m Artikel über die 100 Jahre alt gewordene „Alte Schule“: „Der Unterricht vor 1866 wurde für die katholischen Kinder in einem Wirtshausraum, heute Haus Bender an der Hauptstraße, erteilt.“
Allen Quellen ist gemeinsam, dass der Schulraum in einem Wirtshaus war. W. Merzhäuser kommt in seiner Schrift „Die katholische Schule von Alsdorf 1815 – 1886“ zu dem Schluss, dass das von August Schmidt vermutete Haus Bender aus verschiedenen Gründen nicht in Frage kommen kann. Auf einer Karte von 1844 ist ersichtlich, dass es das Haus Bender damals noch nicht gab. Gegen das Haus Bender spricht auch die von Lehrer Bach erwähnte Tatsache, dass sich über dem Schulzimmer eine Tanz- und eine Backstube befanden. W. Merzhäuser stellt außerdem fest, dass das Haus Bender niemals einen Bezug zum Kriegerdenkmal gehabt hat.
Das Kriegerdenkmal zum Gedächtnis an die im Krieg 1870/71 Gefallenen hat bis 1824/25 neben dem Gasthof „Zum Kriegerdenkmal gestanden. Der Besitzer des Gasthofes war Robert Becher. Der hat damals Café‘ und Laden angebaut, wes
Halb das Denkmal um einige Meter versetzt werden musste. Es fand seinen Platz in einem neu errichteten Kriegerdenkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges. Der Rest von dem Denkmal, die Mittelstele, steht heute im Wald „Auf der Burg“.
Nachdem das Denkmal nach 1871 errichtet worden war, hat sich die Gastwirtschaft nach ihm benannt. So steht es in der Schulchronik von 1908, aufgeschrieben von Lehrer Engel, der den Brand möglicherweise miterlebt hat, denn er war seit 1902 als Lehrer in Alsdorf tätig.
Somit zieht W. Merzhäuser den Schluss, dass von 1866 der Schulraum der katholischen Schule in dem abgebrannten Haus gewesen sein muss. Heute steht dort das Bürgerhaus.
Aus dem Bericht des Lehrer Bach aus dem Jahre 1854 erfahren wir genaueres über den Schulraum. Die Maße des Raumes gibt er an mit 22,5 Fuß in der Länge, 12 Fuß in der Breite und 6,5 Fuß in der Höhe (das sind ca. 7m * 3,8m * 1,96m). Man fragt sich heute wie in diesem Raum 74 Kinder unterrichtet werden konnten. Wir erfahren auch, dass die Schule keine „Abtritte“ (Toiletten) hatten. Die Kinder nutzten einfach die benachbarten Misthaufen oder gingen einfach hinter das Haus, was aber zu Beschwerden der Hausbesitzer führte.
Die Alte Schule ab 1866

Die alte Schule an der Hauptstraße; 1866 erbaut
Lehrer Bach (1852 – 1869) beklagte sich oft über die beengten Verhältnisse. Aber der Gemeinderat war der Meinung, dass der Schulraum ausreichte, wenn die katholischen Kinder aus Schutzbach nicht zugelassen würden. Das missfiel allerdings Bach, dessen Einkommen sich mit jedem Kind verbesserte. Derr Gemeinderat mit Vorsteher Johann Klein beschloss 1856 dann doch den Neubau einer Schule. Warum aber der Neubau sich um Jahre verzögerte, lag an der Schuldenlast der Gemeinde aus dem Straßenbau. Außerdem hatte der begonnene Bau der Eisenbahnstrecke Deutz – Gießen eine bedeutende Teuerung in allen Lebensbereichen herbeigeführt und die Löhne waren stark gestiegen. Also musste der Schulneubau zurückgestellt werden. Die Schule wurde dann aus Bruchsteinmauerwerk errichtet und konnte schließlich 1866 bezogen werden. Die heute „Alte Schule“ liegt dicht an der Hauptstraße. Sie hatte also schon für damalige Verhältnisse kaum einen Spiel- und Pausenplatz anzubieten, was von den Schulinspektoren auch beanstandet wurde. Die Schule war einklassig, hatte eine große Lehrerdienstwohnung und auf dem Dach saß ein Glockentürmchen, in dem bis heute eine funktionsfähige4 Glocke hängt.
17 Jahre später war die Schule zu klein. 1883 war die Schülerzahl auf 133 gewachsen, und die Gemeinde musste Schulraum schaffen.
Die kleine Schule 1884

Die sogenannte kleine Schule in der Bildmitte, Vorläufer der heutigen Grundschule; 1884 in Betrieb genommen und parrallel zur alten Schule betrieben
Einen Bauplatz für die neue Schule fand man an der Hauptstraße neben dem Haus Bender. Das Gebäude wurde aus Ziegelsteinmauerwerk errichtet und bekam nun zwei Klassenräume, hatte aber keine Lehrerdienstwohnung. 1884 konnte die neue Schule eröffnet werden. Die Baukosten betrugen 10.200 Mark. Noch heute kann man die Relikte der „kleinen Schule“ im Ziegelsteinmauerwerk des heutigen Schulgebäudes erkennen. 1930 wurde die „kleine Schule“ in den Bau des heutigen Gebäudes mit einbezogen. Seit 1884 besuchten also die unteren Jahrgänge die „kleine Schule“ und die oberen Jahrgänge die „Alte Schule“.
Einige Ältere können sich bestimmt noch an die Einrichtung früherer Klassenzimmer erinnern. An die Schulbänke aus Fichtenholzmit den eigelassenen Tintenfässern und den eingeritzten Namenszeichen derer, die diese Schulbank vor ihnen gedrückt hatten. Sie erinnern sich auch noch an den großen eisernen Kohleofen in der Mitte des Schulraumes. Wenn der im Winter rot glühte, mussten die, die in seiner Nähe saßen schwitzen. Wer weiter weg saß, dem wurde es kalt.
Die neue Schule ab 1931

Die neue Schule, die heutige Grundschule; 1931 in Betrieb genommen
1931 wurde die neue Schule eingeweiht, das heutige Altgebäude. Es hatte vier Klassenräume und eine Lehrerdienstwohnung. Zeitweilig waren zwei Lehrerfamilien darin untergebracht. Die Schulchronik erwähnte 1931 noch: „Der Spielplatz ist bedeutend auf 1624m² vergrößert worden. Die Kinder sind nun den Gefahren der Straße entzogen und die Lehrenden haben nun eine große Verantwortung weniger.“ Wie man sieht, hatte man wegen der Nähe zur Hauptstraße an beiden Alsdorfer Schulen keine geringe Sorge um die Sicherheit der Kinder.
Es ist die Rede von einem „prachtvollen Schulhaus“. Sogar einen Hausmeister hatte man bestellt. „Als Schuldiener wird Herr Johann Wisser darüber wachen, dass alles in bester Ordnung bleibt.“
Am 14.3.1933 wurde an den Schule die Hakenkreuzfahne aufgezogen, eine „neue Ordnung“ begann. Die sorgte auch dafür, dass der Lehrer Ernst Noll, der seit 1932 an der Schule unterrichtete, am 1.4.1938 nach Betzdorf versetzt wurde. Die Kreisleitung sah in ihm einen Gegner des Systems und bezeichnete ihn als politisch unzuverlässig. 1945 wurde er wieder nach Alsdorf abgeordnet.
So kam es z.B. am 24.1.1939 zu einem Elternabend, den der damalige Hauptlehrer mit dem Leitspruch begann: „Nur Adolf Hitler allein und die nationalsozialistische Weltanschauung bestimmen Weg und Ziel unserer Erziehungsarbeit.“ Nachdem vorher die Kreuze aus den Schulen entfernt worden waren und die Lehrerschaft den Religionsunterricht komplett übernommen hatte, musste sogar der Herrgott Nationalsozialist werden. Im Protokoll über den oben erwähnten Elternabend schreibt der Hauptlehrer unter andere: „Über Vater, Mutter, Volk führt der Weg zu Gott, dem Schöpfer unserer Rasse, der nordisch – germanischen, deren edelste Blutsträger wir sind.“
Die nun nationalsozialistisch geprägte Schule in Alsdorf erlebte nun häufige Lehrerwechsel, die Chronik erwähnt etliche Sammlungsaktionen. Die Schüler sammelten Altmaterial, Wolle usw. und die besten Sammler erhielten Prämien.
Was das Schulleben betraf, so kann in den letzten Monaten von „Ordnung“ keine Rede mehr sein. Die Schulräume wurden zweckentfremdet, und für viele Schüler musste der Unterricht ausfallen. Als Gründe führt die Schulchronik an: Lehrer mussten an die Front bzw. zu Schanzarbeiten an den Westwall. Ab dem 1.9.1944 bis zum 5.1.1945 waren zwei Schulsäle von der Wehrmacht belegt. Anschließend zogen 90 Flüchtlinge aus der Eifel in die beiden Schulsäle ein, dann war es wieder die Wehrmacht. Der dritte Schulsaal wurde von Flüchtlingen aus Bleialf belegt. Anschließend wurde ein Teil der Amtsverwaltung Betzdorf in der Schule untergebracht. Den vierten Saal belegt die geheime Staatspolizei in Trier. Ab dem 1.4.1945 war die Schule Sammellager für Ausländer. Erst am 28.9.1945 konnte der Unterricht mit Genehmigung der französischen Militärregierung wieder aufgenommen werden.
Schon im Oktober 1964 wird in der Schulchronik bemängelt, dass die Schule zu klein ist. In drei katholischen Klassen waren 147 Kinder, in der einen evangelischen Klasse 38 Kinder unterrichtet. Von Grünebach sollen mindestens das 7. Und 8. Schuljahr nach Alsdorf kommen. Der damalige Schulleiter Anton Meiser erwähnt, dass die Schulbehörde für einen vollständigen Neubau an einer ruhigen Stelle eintritt.
1966 kommt es zu einem Schulzweckverband Alsdorf – Grünebach. Ab dem 14.4.1965 kommen die Grünebacher Kinder des 6. bis 8. Schuljahres nach Alsdorf. Die evangelische einklassige Schule in Alsdorf wird am 27.4.1965 aufgelöst. Die Kinder besuchen ab sofort die evangelische Schule in Betzdorf.
Zum 1.8.1967 werden die Schüler des 9. Schuljahres der katholischen Volksschule Alsdorf in die katholische Volksschule Betzdorf eingeschult.
Am 31.5.1969 wird die neue Turnhalle, die auf dem Schulgelände straßenseitig errichtet wurde, eingeweiht. Sie ist durch eine Pausenhalle mit dem Schulgebäude verbunden. Mit dem Ende des Schuljahres 1968/69 ist die Schulfrage in Alsdorf geklärt. Nach langer Diskussion um die Errichtung einer Mittelpunkt- bzw. Hauptschule in Alsdorf und um deren Standort hat man sich entschieden, dass Alsdorf eine Grundschule bekommt. Ab dem Schuljahr 1969/70 besuchen auch die Grünebacher Grundschüler die Schule in Alsdorf.
Ab dem 1.8.1970 ist die Schule nicht mehr konfessionell, sondern simultan. Das hat Auswirkungen auf die Gesamtschülerzahl.
Im Schuljahr 1970/71 hat die Schule 5 Klassen, aber nur 4 Klassenräume. Eine Klasse muss in die ein Jahr zuvor geschlossene Grundschule in Grünebach ausgelagert werden.
Im Schuljahr 1972/73 hat die Grundschule Alsdorf 212 Kinder. Deshalb war es notwendig geworden, längs der Heller einen Pavillon mit 2 Klassenräumen zu errichten. Der Schulleiter war zu Beginn des Schuljahres zum Rektor ernannt worden. Neben dem Rektor Anton Meiser fungierte Raimund Reifenrath ab dem 1.1.1975 als Konrektor. Ab dem 1.1.1975 ist die Verbandsgemeinde Betzdorf neuer Schulträger der Grundschule in Alsdorf.
Die evangelische Volksschule in Alsdorf
Nach August Wolf in dem Buch „Geschichte von Betzdorf“ ausführt, soll schon 1745 eine evangelische Schulgemeinschaft für Alsdorfer und Betzdorfer Kinder bestanden haben. Im Landeshauptarchiv in Koblenz gibt es eine Akte aus dem Jahre 1751, die Aussagen über die Unterhaltung eines evangelischen Lehrers mit einem verfügten jährlichen Betrag macht. Die evangelische Schule wird ebenfalls im Jahre 1785 erwähnt. Ein Johann Peter Nolden hatte sich bereit erklärt, eine Stube in seinem Haus für die evangelische Schule abzugeben. Dafür sollte man ihn von seiner 1779 gemachten Zusage befreien, die Wohnung nach seinem Tode wieder „eingehen“ zu lassen. Das wurde ihm zugestanden. Johann Peter Nolden, der 1779 zum dritten Mal verheiratet war, baute aus seiner Werkstatt eine Wohnung. Die wurde deshalb nötig, weil seine Kinder aus erster Ehe das ihnen zustehende und von der Mutter herrührende Haus bekamen. Man kann annehmen, dass dieses Hau in unmittelbarer Nähe des Hauses Nolden, später Lorenz, heute Wengenroth in der Geishardt war. Nach W. Merzhäuser sagt die mündliche Überlieferung in Alsdorf, die evangelische Schule sei im Haus Weller, später Getränkevertrieb Schneider, gewesen. Dieses Haus liegt in unmittelbarer Nachbarschaft des Hauses Nolden. Es ist somit anzunehmen, dass der Schulraum im Hause Weller / Schneider war.
Im Zusammenhang mit dem Kompetenzkonflikt der katholischen Schule in Alsdorf wird 1830 berichtet, dass 16 Kinder aus Alsdorf und 7 Kinder aus Betzdorf von einem evangelischen Lehrer unterrichtet werden, auch, dass der Lehrer seine Schlafstätte im Schulzimmer hatte. Er erhielt 22 Reichstaler Gehalt im Jahr, hatte freies Wohnen du auch freie Kost, indem er reihum zu den Eltern der Schüler essen ging.
Anfang des letzten Jahrhunderts gab es noch keine mit der heute vergleichbaren Lehrerausbildung. Damalige Lehrer waren größtenteils unausgebildet und nicht geprüft. Sie wurden von der Gemeinde unter Vertrag genommen, bezahlt und evtl. gekündigt. Meistens fand der Unterricht im Winter statt, da die Kinder im Sommer bei der Feldarbeit helfen mussten. Gelehrt wurde ein wenige Lesen, Schreiben und Rechnen, vor allem aber Katechismus und biblische Geschichte. Schulinspektor war der Kirchspielpfarrer. Er unterwies und beurteilte die Lehrer und machte Vorschläge bei der Besetzung einer Lehrerstelle. Kreisschulinspektor war ebenfalls ein Geistlicher. Erst nach und nach wurde in Preußen eine allgemein gültige Schulordnung eingeführt, und der Staat nahm das Schulwesen mit der Lehrerbestellung und der Besoldung ganz in seine Hand. sein.
1856 war die Lehrerbesoldung schon bedeutend höher. Der Lehrer bekam 120 Reichstaler im Jahr. Er war bei nur einer Familie in Kost, dafür musste er aber dem Hauswirt bei der Feldarbeit helfen. Das Schulzimmer wurde bald zu klein, weil durch den Eisenbahnbau die Bevölkerung in Betzdorf stark angewachsen war. 1864 hatte die evangelische Schule in Alsdorf 52 Kinder, davon allein 43 aus Betzdorf. Eine neue Schule musste gebaut werden. Zwischen beiden Gemeinden kam es zum Streit wegen des Standortes. Die königliche Regierung in Koblenz entschied dann, dass die Schule zwischen den beiden Gemeinden gebaut werden sollte. 1865 konnte man dann in die neue Schule auf dem „Äuchen“, heute Friedrichstraße einziehen. Sie stand lange Zeit allein auf weiter Flur. Als dann 1901 die höhere Knabenschule in Hohenbetzdorf eingerichtet war, mussten die Alsdorfer Schüler einen noch weiteren Weg in Kauf nehmen.
AM 18.11.1937 wurde aus der katholischen Volksschule in Alsdorf eine Gemeinschaftsschule, in die man die auch die evangelischen Kinder eingeschult wurden. 1945 entstand dann wieder die katholische Volksschule. Allerdings bleiben die evangelischen Kinder weiterhin in Alsdorf.
Am 23.5.1950 wurde in einem Klassenraum eine einklassige evangelische Schule eingerichtet die am 26.4.1965 aufgelöst wurde. Die katholische Schule benötigte aufgrund der gestiegenen Schülerzahl unbedingt den vierten Klassenraum. Somit wurden die evangelischen Kinder mit dem Bus zur evangelischen Schule nach Betzdorf gefahren. Seit Einführung der simultanen Grundschule in Alsdorf im Jahre 1969 sind die evangelischen Kinder wieder in Alsdorf.
Die Lehrerbesoldung
Der erste Lehrer der katholischen Elementarschule in Alsdorf, Johann Peter Hüsch, erhielt ein festes Jahresgehalt von 40 Reichstalern im Jahr, freie Wohnung und den Wandeltisch, Hüsch aß also reihum am Tisch der Eltern seiner Schulkinder. Als er aber in eine Alsdorfer Familie eingeheiratet hatte, kam er mit dem geringen Gehalt nicht mehr aus. Statt der freien Beköstigung wollte er bares Geld haben, zumal Alsdorf damals ein reiches Dorf war. Der Alsdorfer Gemeinderat lehnte das aber ab, und Hüsch bat um eine Versetzung. Als diese abgelehnt wurde, schied er 1922 wohl aus Verärgerung aus dem Schuldienst aus, Zwar versuchte die Behörde, ab 1922 den Wandeltisch in Alsdorf abzuschaffen, aber es fehlte die gesetzliche Grundlage dafür. Für die Gemeinde war der Wandeltisch die billigere und damit sympathischere Lösung. Die Kosten für die Besoldung des Lehrersbezahlten zum Teil die Eltern der Schulkinder mit einem Schulgeld. Je mehr Kinder der Lehrer unterrichtete, desto höher war sein Einkommen.
Erst 1836 wurde der Wandeltisch in Alsdorf abgeschafft und das Jahresgehalt des Lehrers auf 100 Reichstaler festgelegt. Hier die Besoldung eines Lehrers am Beispiel von Lehrer Bach: „an der katholischen Schule in Alsdorf wirkte in den 1850-iger Jahren der Lehrer Paul Bach. Sein Einkommen bestand in jährlich 18 Sgr (Silbergroschen). Schulgeld je Schüler, das die Eltern zu zahlen hatten, was bei 75 Schülern 45 Taler ausmachte. Dazu kamen 17 Taler Zulage und von 66 Lieferungspflichtigen als Naturalabgabe je 37 Pfund Roggen, 24 Pfund Hafer und 50 Pfund Kartoffeln, was mit 1 Tale und 10 Sgr. Bewertet wurde, aber damals den realen Wert von 2 Taler und 20 Sgr hatte und demnach zusammen 176 Taler ausmachte. Außerdem bekam der Lehrer 18 Taler Wohnungsgeldentschädigung, alles in allem also 256 Taler Geldwert jährlich. Seine Frau bezog als Lehrerin der 1856 für katholische und evangelische Schülerinnen eingeführte für 10 Jahre eingeführte Näh- und Strickschule je Schülerin jährlich 1 Taler, was zusammen 36 bis 40 Taler ausmachte. Als Bach 1857 22 Taler Zulage wegen der infolge des Eisenbahnbaus gestiegenen Mietkosten forderte, wurde dies abgelehnt, u.a. auch deshalb, weil Bach als kinderlos Verheirateter mit seinem Einkommen auskommen könne. 1864 erhielt Bach statt der Naturalien je 2 Taler und statt 18 Sgr von nun an 1 Taler Schulgeld je Schüler.“
Der Stand des Lehrers
Anfang des letzten Jahrhunderts gab es noch keine mit der heute vergleichbaren Lehrerausbildung. Damalige Lehrer waren größtenteils unausgebildet und nicht geprüft. Sie wurden von der Gemeinde unter Vertrag genommen, bezahlt und evtl. gekündigt. Meistens fand der Unterricht im Winter statt, da die Kinder im Sommer bei der Feldarbeit helfen mussten. Gelehrt wurde ein wenige Lesen, Schreiben und Rechnen, vor allem aber Katechismus und biblische Geschichte. Schulinspektor war der Kirchspielpfarrer. Er unterwies und beurteilte die Lehrer und machte Vorschläge bei der Besetzung einer Lehrerstelle. Kreisschulinspektor war ebenfalls ein Geistlicher. Erst nach und nach wurde in Preußen eine allgemein gültige Schulordnung eingeführt, und der Staat nahm das Schulwesen mit der Lehrerbestellung und der Besoldung ganz in seine Hand.