Das Alsdorf in Texas / USA

Dass es in Deutschland drei Kommunen mit dem Namen „Alsdorf“ gibt, ist bekannt: eine Stadt mit mehr als 45.000 Einwohnern in der Nähe von Aachen, ein kleines Dorf mit 440 Einwohnern in der Eifel zwischen Echternach und Bitburg, und eben ein Alsdorf im Westerwald mit 1550 Einwohnern.

Es gibt, oder besser gesagt, es gab auch noch ein Alsdorf in den USA, in Texas, in Ellis County, ca. 60 km südöstlich von Dallas; 32,4 Grad nördlicher Breite und 96,5 Grad westlicher Länge (zum Vergleich: Alsdorf in Texas liegt ungefähr auf der Höhe von Casablanca, Alsdorf im Westerwald hat die Koordinaten 7,88 Grad östliche Länge, 50,8 Grad nördliche Breite). Ziemlich genau 8.196,2km trennen das Alsdorf im Westerwald von dem in Texas.

Alsdorf in Texas ist allerdings mittlerweile eine Geisterstadt, Einwohnerzahl 0. Übrig geblieben ist noch ein Straßenname, die „Alsdorf Road“. Groß war der Ort nie, um die 100 Einwohner, ist alten Dokumenten zu entnehmen. Immerhin gehörten jedoch einmal eine Schule, eine Kirche, eine Post (die aber bereits 1920 wieder geschlossen wurde) und mehrere Geschäfte zum Ort. Die „Texas Midland Railroad“ hatte dort ein Depot mit Fracht- und Ticketbüro. Es gibt wohl noch einige wenige von einstmals 51 Grabstellen auf dem ehemaligen Friedhof. Die letzte Beerdigung fand dort allerdings bereits am 13.7.1967 statt.

Eine Gemeinsamkeit gibt es zwischen dem Alsdorf im Westerwald und dem in Texas: die hauptsächliche wirtschaftliche Betätigung der Einwohner war früher die Gewinnung von Rohstoffen. Im Westerwald wurden früher Metallerze gefördert und verhüttet. Im Alsdorf in Texas wurde Baumwolle angebaut, geerntet und transportiert. Hier wie dort hat die Eisenbahn eine große Rolle gespielt. Alsdorf in Texas entstand in den 1880 Jahren mit dem Bau der „Texas and New Orleans Railroad“, so steht es im „Handbook of Texas“ der „Texas State Historical Association“.

Die Einwohner von Alsdorf, Texas, waren fast ausschließlich Afroamerikaner, die auf den umliegenden Baumwollfeldern arbeiteten. Zu Reichtum kamen die Einwohner nie. Sie gehörten vielmehr zu den Ärmsten der Armen. Die Daten vom Friedhof zeigen eine geringe Lebenserwartung und eine extrem hohe Sterblichkeitsrate bei Neugeborenen und Kleinkindern. Ab den 1930-iger Jahren ging die Baumwollproduktion zurück und schließlich wurde auch die Bahnverbindung eingestellt. Damit war praktisch die Lebensgrundlage der Einwohner weg und das führte zum allmählichen Niedergang des kleinen Dorfes. Unterm Strich also eine eher traurige Geschichte.

Der Ort hieß nach seiner Gründung um 1880 wohl zunächst Alsdorf-Faulkner, nach dem Namen eines Passagieragenten der örtlichen Eisenbahngesellschaft. Nach der Eröffnung einer Poststation im Jahre 1895 war der Name schlicht und ergreifend Alsdorf.

Woher kommen alle diese Informationen? Christian Napp aus Alsdorf bei Aachen hat irgendwann von der Existenz eines Ortes mit dem Namen Alsdorf in den USA gehört. Nach umfangreichen Recherchen und akribischer Suche hat er Kontakt herstellen können zu Bill Parrill aus Waxahachie, nicht weit weg von der Stadt Ennis und damit dem Bereich, in dem der Ort Alsdorf mal gelegen hat. Von ihm und aus dem bereits erwähnten „Handbook of Texas“ stammen diese Informationen.

Ein Foto von aus Waxahachie an der „Alsdorf Road“: Das Foto mit dem Straßenschild „Alsdorf Road“ ist das einzige Anzeichen, dass er vor Ort von der früheren Existenz des Dorfes gefunden hat.

Das einzige erhaltene Foto von Alsdorf, die Bahnstation. Hier wurde die Baumwolle verladen.

Auch das gab es in Alsdorf, Texas: der Zeitungsbericht über einen Überfall auf die Poststation. Es wird vermutet, dass die Räuber Ausbrecher aus dem Gefängnis in Dallas waren. Sie sprengten den Tresor in der Poststation in der Nacht von Freitag auf Samstag um Mitternacht und entkamen unerkannt. Die Suche blieb erfolglos. Beute des Überfalls: 150$ in bar und 50$ in Briefmarken.